„Aber ja – immer und überall!“
Zur Zeit stelle ich fest, dass sich eine Mentalität durchsetzt, mit der ich überhaupt nicht zufrieden bin.
Schon im weisesten Buch der Welt steht geschrieben:
Lukas 6:42
Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt stille, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuvor den Balken aus deinem Auge und siehe dann zu, daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest!
Nun liest nicht jeder die Bibel. Mir persönlich gibt sie zur Zeit sehr viel. Aber keine Sorge, ich werde nicht den biblischen Zeigefinger heben. Für mich ist sie eine Art Kompass für mein Leben geworden.
Vielleicht wird mir auch dadurch bewusster als sonst, was in unserer Gesellschaft schief läuft.
Ich bin zum Beispiel der Meinung, dass mit dem Selbstbewusstsein mächtig was verkehrt verstanden worden ist.
Wie definiert sich „Selbstbewusstsein“ eigentlich genau? Ich bin mir meiner selbst bewusst. Ich weiß, was ich möchte. Ich weiß, was ich nicht möchte. Ich weiß, was ich brauche. Ich kenne mich genau. Ich kenne meine Stärken und Schwächen.
Die Fehlinterpretation von „Selbstbewusstsein“ sieht jedoch folgendermaßen aus:
- Ich bin was Besseres
- Ich stehe/erhebe mich über den anderen
- Ich geht mir besser, wenn ich austeile und einstecken ist nicht meine Sache
- Ich mache, was ich will – mir passiert dabei eh nichts
- Konsequenzen, Rücksicht und Respekt sind Spießerkram
Wenn man 13, 14 Jahre alt ist, geht so ein Verhalten schon mal auf das Pubertäts-Konto. Einer Phase, in der man weder Fisch noch Fleisch ist, weil sich die Gehirnwindungen neu formen, entsprechend Hormone ausgeschüttet werden, die die Hemmschwellen reduzieren und somit dafür sorgen, dass man sich ruhig mal in vielen Dingen und Situationen ausprobiert. Um Erfahrungen zu sammeln und dementsprechend zu lernen, Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen.
Nun gibt es Menschen, die gewinnen letztere Erkenntnis für ihr Dasein als erwachsene Menschen nicht. So kommt es dann vor, dass diese Menschen eben auch im Erwachsenenalter durchs Leben wandeln, in dem sie sich selbst maßlos überschätzen, sich immer im Recht fühlen und „die anderen sind schuld“. In dieser Haltung wittern sie dann Morgenluft, wenn sie feststellen, dass sie sich stark vorkommen, wenn andere sich mies fühlen.
Bei anderen „mal ordentlich aufräumen“, jawoll ja! Das lenkt so wunderbar von den eigenen Baustellen ab, mit denen man ja eigentlich genug zu tun hat. Aber das ist doch langweilig! Die Fehler und Schwächen der anderen sind doch spannender!
Ich bin mir sicher, es gibt noch Menschen, die sich wünschen in einer angenehmeren und harmonischeren Welt zu leben. Und ich finde, das geht eigentlich ganz einfach mit diesen Punkten:
- Ich bin auch nicht perfekt (muss ich auch nicht und das müssen andere auch nicht sein)
- Ich mache auch nicht alles richtig
- Ich bin lernfähig, solange ich lebe
- Ich habe genug eigene Fehler
- Ich versuche, andere so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte
Also – schrauben wir doch einfach mal die Anspruchs- bzw. Erwartungshaltung an andere etwas herunter. Gehen wir einfach mal weniger perfektionistisch mit uns selbst um, dann sind wir auch gelassener mit anderen.
Ich wünsche allen eine wunderschöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in ein gesundes, zwischenmenschlich entspanntes und harmonisches Jahr 2020!